6. April 2016: „Duale Berufsausbildung mit IHK-Abschluss in China – Wie geht das?“

Geschrieben von dczl.de am in Themenabende

Themenabend in der Villa Rosental, Humboldtstr. 1, 04105 Leipzig

Das deutsche Modell der beruflichen Erstausbildung findet in China großen Anklang. Das Interesse chinesischer Unternehmen und Bildungseinrichtungen an einer Zusammenarbeit mit deutschen Partnern wächst. Auch in der Industrie- und Handelskammer zu Leipzig verfügt man über Erfahrungen in der deutsch-chinesischen Bildungszusammenarbeit.

Dr. Thomas Hofmann, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Leipzig, berichtete über aktuelle Projekte der Bildungszusammenarbeit mit China. So werden in Kooperation mit dem ZAW Zentrum für Aus- und Weiterbildung Leipzig GmbH chinesische Lehrkräfte sowie Prüferinnen und Prüfer des Dongguan Technician College und des Yangzhou Technician College bei der IHK in Leipzig sowie in ihrer Heimat geschult.

Diese bilden in China nach den Standards des deutschen dualen Ausbildungssystems Mechatroniker, Technische Produktdesigner, Zerspanungsmechaniker, Kfz-Mechatroniker, Werkzeugmechaniker und Fachkräfte für Lagerlogistik aus. Am Ende steht die Prüfung zum Erwerb des deutschen IHK-Abschlusses, der in China hoch im Kurs steht. „Hochqualifizierte Arbeitskräfte werden in China von deutschen als auch von chinesischen sowie multinationalen Unternehmen nachgefragt“, betonte Dr. Hofmann.  Seit 2007 führt die IHK zu Leipzig gemeinsam mit Projektträger TUDFace (TU Dresden Institute for Further an Continuing Education) GmbH die IHK-Prüfungen in Yangzhou erfolgreich durch und übergibt deutsche IHK-Abschlusszeugnisse, seit Oktober 2015 auch am neuen Prüfungsstandort in Dongguan (nahe der Sonderwirtschaftszone Shenzhen mit großem Fachkräftemangel). Im Oktober 2015 wurden in China insgesamt 332 chinesische Auszubildende geprüft. Dr. Hofmann führte u. a. aus: „Alle Länder schauen auf Deutschland.“ Man will wissen, „wie kriegen wir das hin?“ Doch fehlen daselbst die dafür nötigen gesetzlichen Grundlagen vergleichbar dem deutschen Berufsbildungsgesetz. Somit bleiben Versuche, die Berufsausbildung ähnlich zu gestalten, häufig in Ansätzen stecken. Nun sei China mittlerweile eines der Länder, in dem „tatsächlich richtig in Bildung investiert“ werde. Für das IHK-Projekt wurden z. B. extra Abteilungen mit Maschinen eingerichtet.

Diese Ausbildung/Prüfung (IHK-Zeugnis nach deutschem Berufsbildungsgesetz) wird privat finanziert. Die staatliche Arbeitsverwaltung stellt materielle Ressourcen wie Räume und Maschinen zur Verfügung. Die Ausbildung erfolgt auf Chinesisch, unter Begleitung deutscher Prüfer. Fazit: „Es besteht ein ungeheurer Bedarf. Wir könnten zehn Mal so viele ausbilden.“

In der sehr angeregten Diskussion standen folgende Punkte im Zentrum:

  • Wie verläuft die Berufsausbildung in China üblicherweise?
  • Kooperierende in China aktive deutsche Unternehmen werden von IHK stets gesucht.
  • Ausbildungsdauer bei dem Projekt (nach individueller Bewerbung bei entsprechender Finanzkraft der Familie) beträgt 3 bis 3,5 Jahre
  • „… Unternehmen aus Leipziger Kammerbezirk wollen wir mitnehmen …“, aber die Resonanz ist noch nicht zufriedenstellend
  • IHK-geprüfte Absolventen haben in China Arbeitsplatz sicher: bei Zeugnisausgabe warten im Nebenraum bereits die Personaler mit den Arbeitsverträgen
  • Bildungsträger mit „Zertifikaten“ sind massenweise unterwegs, aber es gibt nur eine Ausbildung mit IHK-Zeugnis = etwas Besonderes, stark gefragt !
  • Färbt IHK-Ausbildung auf andere Ausbildung ab? – „Das wird so kommen.“ Aber IHK-Zeugnis (schon die Zulassungsbedingungen) ist Alleinstellungsmerkmal und darf nur von IHK vergeben werden
  • Die komplette duale Ausbildung entwickelt sich in China langsam. Zeiten der Ausbildung direkt in Betrieben nehmen zu. Bislang ist es für chinesische Unternehmen in der Regel unvorstellbar, Lehrlinge zu bezahlen!