6. Mai 2015: „Die Schreibkunst der chinesischen Kalligraphie“

Geschrieben von dczl.de am in Themenabende

Themenabend im Asia Bistro, Hainstr. 4, 04109 Leipzig

Frau Chunli Chen-Dietrich stellte die Grundlagen der Chinesischen Kalligrafie vor. Sie beschrieb kurz und knapp die historische Entwicklung der Schrift und zeigte beispielhaft ihre Methoden, das Zubehör sowie die Anwendung der Kalligraphie im täglichen Leben wie auch als Kunstwerk.

Chunli Chen-Dietrich war nach ihren Worten „schon in der Grundschule gezwungen, schön schreiben zu lernen. Aber man lernt schon etwas dabei.“ Zudem sei ihr Onkel ein wahrer „Schreibkünstler“. Sie studierte Malerei in China und Deutschland. Dabei zählte in China auch Kalligraphie zu ihren Studienfächern; in Deutschland hat sie an der Volkshochschule bereits selbst unterrichtet. Einflüsse der chinesischen Kalligrafie zeigen sich auch in einigen ihrer Bilder. Seit 1998 lebt sie in Deutschland und arbeitet heute bei der Firma Greatview Aseptic Packaging Service GmbH in Kabelsketal.

Die chinesische Kalligraphie ist eine besondere Ausprägung der Schriftkultur, die ganz Asien beeinflusst hat. Als Kunstrichtung steht sie in engem Zusammenhang mit der chinesischen Malerei. In beiden Künsten werden die gleichen Werkzeuge, die sog. „vier Schätze des Gelehrtenzimmers“ verwendet: Schreibpinsel (früher Bambus, jetzt Plastik, mit Haar von Schaf, Ziege, Fuchsschwanz) Stangentusche (Tuschestäbchen aus Kienruß und Bindemittel, heute häufiger flüssige Fertigtinte), Reibstein (zum Auflösen des Tuschesteins) und traditionell Seidenpapier. So verwundert es nicht, dass berühmte chinesische Kalligrafen oft auch bedeutende Maler waren.

Etwas kompliziert wurde es für das konzentriert lauschende Publikum, als die Sprache auf die Schriftzeichen und Stilarten kam, auf die spezielle Schreibhaltung, die geltenden Vorschriften und festen Regeln. Schon die Hilfslinien sind kompliziert. Und dann erst der Umstand, dass Schriftzeichen zwar festgelegt sind, deren Aussprache aber sehr unterschiedlich sein kann – aber das ist schon ein anderes Thema … Zum Glück bietet das Regularium aber auch Möglichkeiten, einen eigenen Stil zu entwickeln.

Noch heute besitzt die Kalligrafie einen hohen Stellenwert im gesellschaftlichen und künstlerischen Leben. Kalligrafische Kunstwerke bilden beispielsweise wichtige Schmuckelemente im chinesischen Landschaftsgarten. Man findet sie auf Gedenksteinen, auf Stempeln oder als Teile von Gemälden, etwa in Form von Namen, Gedichten oder Wappen-/Stempeldasstellungen. Zu festlichen Gelegenheiten werden noch heute besondere Gedenkfahnen im Haus oder an der Haustür aufgestellt.